Lippe muss sicherer Hafen werden, im Sinne der Seebrücke.

Henry Klarholz

Sehr geehrter Herr Dr. Lehmann,

danke, dass Sie mir ein kleines bisschen Ihrer Zeit am Samstag vor der Rathaustreppe gegeben haben, und ich ihnen etwas über das Sterben im Mittelmeer berichten konnte. Da Sie unter Zeitdruck waren, konnte so viel nicht gesagt werden. Ich würde dieses sehr wichtige Thema (es geht um Menschen und um Menschenleben) gerne mit Ihnen diskutieren und nach gemeinsamer Hilfe und Lösungen, auch hier in Lippe, für diese Menschen mit Ihnen und allen Lippern suchen.

„Lippe muss sicherer Hafen werden, im Sinne der Seebrücke. Was andere Städte können, kann Lippe erst recht! Seenotrettung und Flüchtlingsschutz ist ein Menschenrecht!“

Wir in Lippe müssen ein Zeichen setzen gegen das Sterben lassen im Mittelmeer und für die zivile private Seenotrettung. Denn ein Ertrunkener ist schon einer zu viel.

"Es ist nicht hinnehmbar, dass das Mittelmeer ein Massengrab wird.“ – Mit diesen Worten mahnte Papst Franziskus 2014 die EU, ihrer Verantwortung im Mittelmeer gerecht zu werden und das massenhafte Ertrinken im Mittelmeer zu verhindern.

Alleine in diesem Jahr vom 01.01.2018 bis 30.06.2018 ertranken 1405 Menschen im Mittelmeer; allein im Juni waren es laut UNHCR 629 Menschen (etwa jede*r sechste Geflüchtete) und das, obwohl Seenotrettungsschiffe in Europäischen Häfen bereitstehen. Nun wird selbst die Seenotrettung von europäischen Regierungen (mit Unterstützung von Teilen der Bundesregierung, an der Ihre Partei, die SPD, beteiligt ist) kriminalisiert und private ehrenamtliche Rettungsboote an ihren Einsätzen gehindert.

"Tausende von ertrunkenen Menschen sind Ausdruck einer humanen Tragödie, die sich an Europas Außengrenzen abspielt."

Sie sind Folge einer Politik der zunehmenden Schutzverweigerung an den EU-Außengrenzen und der immer rigideren Abschottung und Abschreckung. Nein, sie schauen nicht nur zu, sie nehmen die Toten bewusst in Kauf! Sie schließen Häfen, verhindern zivile Rettungseinsätze und Aufklärungsflüge, kriminalisieren Retter: Flüchtlingsabwehr als oberstes Ziel.

Es findet also ein wissentliches, kalkuliertes „Sterben-Lassen" im Mittelmeer statt!

Und in den letzten Tagen erreichten uns erschütternde Meldungen, bei denen man nicht mehr von passivem Sterbenlassen sprechen kann: Eine geflüchtete Frau wurde durch die Schüsse der tunesischen Marine auf das Rettungsboot getötet, zwei Menschen wurden durch Schüsse verletzt.

Dass die Schutzbedürftigkeit von schutzsuchenden Menschen und nicht die Sicherung von Außengrenzen in den Mittelpunkt gestellt wird.

Setzen auch Sie sich dafür ein:

  • Dass diesen Menschen ein Gesicht geben wird.
  • Dass diesen Menschen in ihrer größten Not beigestanden wird und sie mit ihren Leiden und Sorgen nicht völlig allein und nicht völlig vergessen sind.
  • Dass die EU-Staaten ihren menschenrechtlichen und seerechtlichen Verpflichtungen zur Seenotrettung unverzüglich gerecht werden.
  • Dass die zivilen Rettungsschiffe und Aufklärungsflugzeuge akzeptiert und unterstützt werden.
  • Dass sichere Fluchtwege, faire Asylverfahren und menschenwürdige Aufnahme sichergestellt werden.

Die Kriminalisierung von Seenotrettung und Festsetzung von Rettungsschiffen ist sofort zu beenden. Ich schreibe Ihnen dieses, damit unsere Kinder und Enkelkinder nicht später sagen: „Ihr habt das gewusst und habt das Massensterben im Mittelmeer zugelassen und nichts dagegen unternommen!“

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Eckard Klarholz

Mitglied und Mitarbeit bei:

Seebrücke Detmold, Nadelstiche / hierbleiben / wachbleiben

ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bezirk Herford-Minden-Lippe

Verein Direktversicherungsgeschädigte e.V. / https://www.dvg-ev.org

Sea-Eye e.V. Seenotrettung vor der Küste Afrikas / http://www.sea-eye.org

Kontaktgruppe Heldmanstraße / Kirchengemeinde Detmold Ost / wir für Flüchtlinge In Detmold

definetz e. V., Drei-Eichen- Weg 5, Gut Drechen, 59069 Hamm / http://definetz.com/index.php/de