Stadtverband Detmold – Der Kommentar Corona die Zweite

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Das neuartige Corona-Virus breitet sich zunehmend aus. Das Ende 2019 in China ausgebrochene aktuelle Virus ist eindeutig ansteckender als bisherige vergleichbare Erreger, wie etwa der Sars-Erreger von 2002. Auch wenn sich die Politik gemeinsam mit der Weltgesundheits-Organisation immer noch ein wenig ziert, die Dinge so richtig beim Namen zu nennen:  Wir haben es mit einer Pandemie zu tun und nicht mit einzelnen Epidemien.

Bemerkenswert ist, dass es einen  überlegten, vorbereiteten Umgang mit einer solchen weltweiten Gefahrensituation nicht zu geben scheint. Mit der Privatisierung von wesentlichen Gesundheitssystemteilen und dem marktradikalen Umgang mit der Behandlung von Krankheiten lässt sich viel Geld verdienen, mit Plänen zum Gesundheitsschutz definitiv nicht. Viele behördliche Maßnahmen wirken wenig überlegt bis hilflos.

So wurden mancherorts (z.B. in der Schweiz) karnevalistische Großveranstaltungen im Freien abgesagt, in Räumen waren sie erlaubt. Auch nach Karneval finden größere Veranstaltungen statt (Fußball) oder auch nicht (Messen). Menschen mit leichten Symptomen, die aus Risikogebieten kamen, wurden zum Teil trotz Verlangen nicht auf das Virus getestet. Das alles wirkt recht beliebig.

Der deutsche Gesundheitsminister bezeichnete die Bundesrepublik dennoch von Beginn an als bestens vorbereitet. Das ist dumm oder ignorant bis berechnend. Wir haben mit einigen Beschäftigten des Klinikums in Detmold gesprochen. Dabei war deren Angst deutlich zu spüren. Angst vor den befürchteten zusätzlichen Belastungen, wo doch schon der Normalbetrieb kaum zu bewältigen ist.

 Von einem konsequenten Unterbrechen der Infektionsketten ist kaum noch die Rede. Zu nachhaltig wären die Folgen. Kitas, Schulen, ja Betriebe müssten vorübergehend geschlossen werden. Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die herrschende Politik zur Schonung wirtschaftlicher Interessen, Nachteile – unter Umständen tödliche Nachteile – in Kauf nimmt. Nachteile für besonders anfällige Menschen, da vorerkrankt oder alt. Nachteile aber auch für die Beschäftigten in den Gesundheitsbetrieben, die zu erwartenden Mehraufgaben irgendwie stemmen müssen und allein schon dadurch ihre eigene Gesundheit riskieren. Menschen können für einen eng begrenzten Zeitraum mehr als 100 Prozent Leistung bringen. Beschäftigte im Gesundheitsbereich sind daran gar gewöhnt.

Wenn die Überlastung sich allerdings über Wochen oder gar Monate hinzieht, und das ist schon bald zu befürchten, endet das Ganze in schweren Verläufen von Burnout-Erkrankungen oder noch Schlimmerem, was wiederum die Möglichkeiten der Gesundheitseinrichtungen weiter schmälert. Ein absehbarer Teufelskreis.

Eigentlich ist dies auch die Stunde der Gewerkschaften und Betriebsräte. Besonders letztere sind über das Betriebsverfassungsgesetz in Sachen Gesundheitsschutz – mit begrenzten Möglichkeiten – aber immerhin im Spiel. Unsere diesbezüglichen Nachfragen stießen auf Verwunderung oder Ratlosigkeit.

Dabei werden bereits jetzt Warnungen für weitere Verbreitungen von wiederum neuen Viren in den nächsten Jahren z.B. von chinesischen Wissenschaftlern ausgesprochen. Hoffentlich werden wir bis dahin lernen und unsere Reaktionen von Panik-Schmalspur (Hamsterkäufe) auf Rational-Großspur (Forderung nach konsequenten und sofortigen Übertragungsunterbrechungen z.B. durch Schließungen) ändern und Politik und Behörden entsprechend anweisen.

 

Christiane Escher

Lothar Kowelek

3.3.2020