Stadtverband Detmold – Der Kommentar: Sahra und DIE LINKE

Wir denken z.B. an das moralische Tribunal am Ende des Parteitags 2018, die damit verbundenen Attacken auf die Fraktionsvorsitzende. Wir denken an zwei Parteivorsitzende, die trotz zahlreicher vorhergegangener Appelle an  Fairness und Gemeinsamkeit keinen Grund sahen, diesen fragwürdigen Vorgang wenigstens abzumahnen. Waren diese Ereignisse nicht symptomatisch für einen wenig wertschätzenden Umgang? Manch einer wähnte sich damals auf einem linken Hühnerhof, was zugegebenermaßen auch nicht sehr wertschätzend formuliert ist.

Können derartige Ereignisse in Summe spurlos an einem Menschen vorüber gehen? Wohl kaum. Gewiss hat auch Sahra selbst zur aktuellen Entwicklung beigetragen. Ein glückliches Händchen im Umgang mit der Parteispitze war nicht immer ihre größte Stärke.

Sei’s drum. Bundestagsfraktion und Partei werden neues Führungspersonal bekommen, denn  die Parteivorsitzenden können nicht erneut kandidieren. Wir sind besonders hinsichtlich der Besetzung der Posten der Parteivorsitzenden sehr gespannt, ob es diesmal gelingt, Parteimitglieder mit hohem integrativem Potenzial zu wählen, was der aktuellen Doppelspitze nicht wirklich gegeben ist. Eine Partei mit derart vielen Strömungen braucht aber genau das.

Dass der Rückzug Sahras in die zweite Reihe neben den personellen weitere gravierende Auswirkungen haben wird, halten wir für wenig wahrscheinlich. Dass nun etwa bessere Chancen für eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene gegeben sind, ist das unqualifizierte Gequatsche einiger Sozialdemokraten, die dem Bedürfnis, noch einmal nachzutreten, nachkommen, und denen die Kenntnisse über Grundrechenarten abhanden gekommen sind.

Die aktuellen und folgenden (Personal-)Diskussionen und Entscheidungen werden das Bild der Partei verändern. Dass die Partei gar zerbrechen könnte, sehen wir nicht. Schaden nimmt DIE LINKE seit geraumer Zeit denn doch eher über die Realpolitik in verschiedenen eher östlich gelegenen Bundesländern. Parteimitglieder in Regierungsverantwortung, die Privatisierungen zustimmen, die ein bürgerliche Freiheiten einschränkendes Polizeigesetz verabschieden helfen, fügen der Partei erheblich mehr Schaden zu, als ein personeller Vorgang das jemals vermag.

Dass diese Realpolitik weitere Verbreitung findet, dass programmatisch Grundsätzliches weiter aufgeweicht wird, dass DIE LINKE die nächsten Grünen wird, da sei Sahra vor.

 

Christiane Escher

Lothar Kowelek

19.3.2019