Rund um den 8. März, dem internationalen Frauenkampftag, teilen wir dieses Jahr einige Beiträge zum Thema Feminismus. Wir beleuchten verschiedene Aspekte der Unterdrückung im Kapitalismus, sowie der Befreiung der Arbeiterinnen durch eine kämpferische feministische Bewegung der Arbeiter:innenklasse.

Warum bürgerlicher Feminismus keine Lösung ist

linksjugend ['solid] Lippe

Für uns als sozialistische Feminist:innen ist es wichtig, auf die Unterschiede zum bürgerlichen Feminismus hinzuweisen. Clara Zetkin sagte 1889 in ihrer Rede „Für die Befreiung der Frau“:

Die Sozialisten müssen wissen, daß bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung die Frauenarbeit eine Notwendigkeit ist; daß die natürliche Tendenz der Frauenarbeit entweder darauf hinausgeht, daß die Arbeitszeit, welche jedes Individuum der Gesellschaft widmen muß, vermindert wird oder daß die Reichtümer der Gesellschaft wachsen; daß es nicht die Frauenarbeit an sich ist, welche durch Konkurrenz mit den männlichen Arbeitskräften die Löhne herabdrückt, sondern die Ausbeutung der Frauenarbeit durch den Kapitalisten, der sich dieselbe aneignet. Die Sozialisten müssen vor allem wissen, daß auf der ökonomischen Abhängigkeit oder Unabhängigkeit die soziale Sklaverei oder Freiheit beruht.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es wurden durch die Frauenbewegung viele Rechte erkämpft, die zu einer besseren Teilhabe im Kapitalismus geführt haben. Jedoch bedeutet das immer noch die Ausbeutung durch die herrschenden Klassen und keine wirkliche Emanzipation. Die Frauen Union NRW zum Beispiel möchte den diesjährigen Frauentag den ukrainischen Frauen widmen. Das klingt zunächst gut, jedoch muss man sich schon fragen, wo das Interesse für ukrainische Frauen war, als zum Beispiel während der Pandemie über die sklavenähnliche Ausbeutung von Erntearbeiterinnen aus Osteuropa berichtet wurde. Letztes Jahr im April hat die GroKo beschlossen, dass sogar trotz Pandemie die Erntearbeiterinnen 102 Tage ohne Krankenversicherung arbeiten dürfen. Eine Krankenversicherung für sie würde die Arbeitgeber 48 Cent pro Tag kosten. Und das ist keine Summe, die nicht bezahlt werden könnte. Eine Spargelstecherin erntet pro Tag Ladenverkaufswerte von 2000 bis 6650 Euro. Die soziale Sklaverei beruht damit auf der ökonomischen Abhängigkeit und wäre immer noch da, wenn in der Ukraine Frieden herrschen würde.

Dass Frauenrechte in militärischen Konflikten für Propaganda missbraucht werden, ist kein neues Phänomen. In den Bundestagsdebatten zum Afghanistaneinsatz waren die Frauenrechte und der Aufbau eines demokratischen afghanischen Staates neben dem „Krieg gegen den Terrorismus“ die Hauptbegründungen, denen man auf den ersten Blick schlecht widersprechen kann. Dieser Einsatz endete im letzten Sommer nach 20 Jahren abrupt und die heutige Situation ist für viele afghanische Frauen genau so, wenn nicht sogar noch schlimmer als vor dem Krieg. Es herrscht eine Hungersnot und den Frauen werden alle erkämpften Rechte wieder aberkannt. Die Frauen, die sich für eine Demokratie und Gleichberechtigung eingesetzt haben, werden verfolgt, gefoltert und getötet. Weder die Groko letztes Jahr, noch die Ampel heute, interessieren sich besonders für das Schicksal der afghanischen Frauen. Im Gegenteil, es wird sogar durch bürokratische Hürden wie Zeitarbeitsverträge, Subunternehmen etc. versucht, den Menschen und ihren Familien, die für die Bundeswehr tätig waren, Asyl zu verwehren. Auch wenn das Thema sehr komplex ist, kann man schon sagen, dass der Westen versucht hat, eine Demokratie nach westlichen Vorstellungen von oben aufzubauen. Dabei wurde Korruption unterstützt und das Land war nach 20 Jahren komplett abhängig von westlicher Unterstützung und Hilfslieferungen. Diese Abhängigkeit zeigte sich jetzt besonders nach der Machtübernahme der Taliban und hatte für die afghanischen Frauen verheerende Folgen.

Wie ein Befreiungskampf von unten aussehen kann, zeigen dagegen die Frauen der YPJ in Nordsyrien. Die YPJ sind die kurdischen Frauenselbstverteidigungseinheiten, die sich 2012 gegründet und bewaffnet haben, um sich gegen Angriffe von Assad, der al-Nusra-Front und gegen den IS zu wehren. Nachdem dies gelang, wurde 2016 die Autonome Administration in Rojava gegründet. Dort ist es üblich, die politischen Ämter paritätisch zu besetzen und es wird darauf geachtet, dass sämtliche Ethnien und Konfessionen in Führungspositionen vertreten sind. Es läuft da natürlich auch noch nicht alles perfekt. Die größte Gefahr besteht dort allerdings durch das NATO-Mitglied Türkei, welches auch aktuell die kurdischen Gebiete angreift und für Konflikte innerhalb der autonomen Region sorgt. Dieser Krieg spielt Medial aber kaum eine Rolle und auch unsere Regierung verurteilt diese Angriffe nicht, wie sie es zu Recht bei Putin macht. Dabei haben unsere Regierungen der letzten 20 Jahre die Türkei aufgerüstet und sich von Erdogan erpressbar gemacht. Am Ende zeigt sich, dass ein Befreiungskampf nur von unten geführt werden kann. In Rojava wurde am 8. März der Frauenkampftag zum ersten Mal als offizieller Feiertag gefeiert. Die Frauenrevolution hat aber nicht nur zu sozialer und politischer Teilhabe geführt, sondern auch zu einem Wirtschaftssystem, in dem das Privateigentum zwar nicht abgeschafft wurde, aber versucht wird, es in den Dienst aller Bürger:innen von Rojava zu stellen. Das ist auch der Punkt, an dem der bürgerliche Feminismus aufhört. Clara Zetkin sagte dazu:

Die Arbeiterinnen, welche nach sozialer Gleichheit streben, erwarten für ihre Emanzipation nichts von der Frauenbewegung der Bourgeoisie, welche angeblich für die Frauenrechte kämpft. Dieses Gebäude ist auf Sand gebaut und hat keine reelle Grundlage. Die Arbeiterinnen sind durchaus davon überzeugt, daß die Frage der Frauenemanzipation keine isoliert für sich bestehende ist, sondern ein Teil der großen sozialen Frage. Sie gehen sich vollkommen klare Rechenschaft darüber, daß diese Frage in der heutigen Gesellschaft nun und nimmermehr gelost werden wird, sondern erst nach einer gründlichen Umgestaltung der Gesellschaft. Die Frauenemanzipationsfrage ist ein Kind der Neuzeit, und die Maschine hat dieselbe geboren.