Rund um den 8. März, dem internationalen Frauenkampftag, teilen wir dieses Jahr einige Beiträge zum Thema Feminismus. Wir beleuchten verschiedene Aspekte der Unterdrückung im Kapitalismus, sowie der Befreiung der Arbeiterinnen durch eine kämpferische feministische Bewegung der Arbeiter:innenklasse.

Warum wir sozialistischen Feminismus brauchen

linksjugend ['solid] Lippe

Die kapitalistische und bürgerliche Gesellschaft basiert und profitiert vom Fortbestehen sexistischer Strukturen und der besonderen Ausbeutung von Frauen. Sexismus und sexualisierte Gewalt wurden in den letzten Jahren immer öfter gesellschaftlich debattiert. Dabei liegt der Fokus jedoch auf identitätspolitischen Diskussionen über Privilegien oder beispielsweise der Forderung nach Frauenquoten in Führungspositionen. Diese Herangehensweise klammert antikapitalistische Ansätze sowie die Klassenfrage aus und verweilt im bestehenden System. Eine Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen großer Konzerne verbessert nicht die Löhne von Frauen aus der Arbeiter:innenklasse und schützt sie nicht vor Diskriminierung. Wir setzen uns deshalb für die Zusammenführung von Frauen- und Arbeiter:innenbewegung ein, denn der Kampf für die Befreiung von Frauen und der arbeitenden Bevölkerung muss gemeinsam und solidarisch geführt werden!

Sind Frauen heute gleichberechtigt?

Es ist ein Mythos, dass Frauen heute in Deutschland durch Gleichstellungsgesetze im Grundgesetz befreit sind. Die Realität einer doppelten Unterdrückung beweist uns täglich das Gegenteil. Weiterhin wird das Bild der bürgerlichen Ehe propagiert, bei dem der Mann der Hauptverdiener ist und die Frau sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. Dabei reicht ein Einkommen kaum noch aus. Frauen arbeiten dabei häufiger in Teilzeit, weil sie die häuslichen Aufgaben weiterhin mehrheitlich erledigen. Dies führt, neben einer geringeren Bezahlung, dazu, dass Frauen im Allgemeinen, aber vor allem im Alter und wenn sie alleinerziehend sind, eher von Armut betroffen sind.

Die Pandemie hat die Situation von Frauen nochmal verschlimmert. Die Arbeitssituationen sind vor allem in sozialen und pflegerischen, also von Frauen dominierten Berufen, prekärer geworden. Auch Carearbeit hat sich, durch Kita- und Schulschließungen und die Überbelastung in Kranken- und Pflegeeinrichtungen, wieder verstärkt in den häuslichen Raum verschoben. Durch Lockdowns und Homeoffice hat die Zahl an Fällen häuslicher Gewalt, welche die häufigste Form von Gewalt darstellt, zugenommen. Die Dunkelziffer ist hierbei immer sehr hoch.

Nach wie vor erleben mehr als die Hälfte der Frauen und Mädchen mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle Belästigung und mehr als 40% sexualisierte und/oder körperliche Gewalt. Hiervon wird meist nur ein geringer Teil zur Anzeige gebracht und ein noch geringerer Teil führt zu einer juristischen Verurteilung. Dies zeigt, dass oft kein Verlass auf das bürgerliche Rechtssystem besteht. Immer wieder wird die Schuld für Übergriffe beim Opfer selbst gesucht (Victim blaming). Dabei werden vor allem individuelle Verhaltensweisen, wie das Auftreten und die Kleidung der Frau, als vermeintliche Anlässe und somit zur Schuldzuweisung genutzt.

Wir lassen uns nicht spalten. Wir kämpfen gemeinsam!

Im kapitalistischen System wird Diskriminierung auch immer genutzt, um die wahren Trennlinien in der Gesellschaft zu kaschieren. Der Kampf gegen Sexismus ist kein Kampf zwischen den Geschlechtern oder gegen Privilegien. Die wahre Spaltung verläuft zwischen oben und unten, also zwischen den reichen Konzernchefs, sowie deren bürgerlichen Politiker:innen und der Arbeiter:innenklasse. Wenn wir uns als Klasse uneins sind oder gegenseitig fertig machen, fällt es den Herrschenden deutlich leichter Löhne oder Sozialleistungen zu kürzen.

Das macht den Kampf gegen Sexismus und jede Form von Diskriminierung auch so wichtig als Bestandteil des Kampfes gegen den Ausbeutung, Armut und Kapitalismus. Nur mit der größtmöglichen Einheit der Arbeiter:innenklasse, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft, Religion etc. können wir unsere volle Stärke nutzen.

Organisieren und aktiv werden

Der Kampf für soziale Gerechtigkeit wird uns nicht abgenommen. Wir müssen selbst für unsere Befreiung kämpfen und auf die Straße gehen. Wir kämpfen dabei für jede Verbesserung im Hier und Jetzt doch dabei lassen wir uns auch nicht täuschen. Jede Reform, die wir den Herrschenden abringen, soll uns auch ruhig halten. Eine volle Befreiung von Diskriminierung und ökonomischen Zwängen kann es aber niemals im Kapitalismus geben. Deswegen haben wir auch immer das Ziel vor Augen dieses System vollständig zu überwinden und das Übel damit an der Wurzel zu packen. Wir kämpfen für eine sozialistische Demokratie, in der soziale Gleichheit herrscht und die Produktion gemeinsam demokratisch geplant wird und keine ökonomischen Zwänge herrschen. Wir setzen uns deshalb auch in Gewerkschaften, in der Partei DIE LINKE und sozialen Bewegungen für einen sozialistischen Kurs ein. Wenn dir unsere Ideen gefallen, trete mit uns in Kontakt und werde gemeinsam mit uns aktiv!

Unsere Forderungen im Kampf für Emanzipation und Sozialismus:

  • Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit! Lohnerhöhungen in frauendominierten Berufen, wie Pflege und Erziehung.
  • Bedarfsgerechte Pflege statt Profitgier im Gesundheitswesen: höhere Löhne, mehr Personal in Krankenhäusern, Abschaffung von Fallpauschalen und Einführung eines bedarfsgerechten Gesundheitssystems!
  • Vergesellschaftung von Hausarbeit und Carearbeit! Kostenlose und flächendeckende Kinderbetreuung und Pflegeeinrichtungen. Für günstige Restaurants, kostenlose, öffentliche Kantinen und Wäschereien.
  • Elternzeit für beide Eltern im Beruf ausdehnen. Rückkehr in den Beruf vereinfachen. Arbeitszeitreduzierung auf 30 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich für alle.
  • Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Akzeptanz aller Sexualitäten und Lebensweisen!
  • Recht, Zugang und Aufklärung zu kostenlosen Verhütungsmitteln, Hygieneartikel und Abtreibung!
  • Schluss mit Kürzungen und Sparpolitik! Für massive Investitionen in Bildung,  Gesundheit, Soziales, Wohnraum und Umwelt.
  • Auflösung der Gender-Data-Gap! Investitionen in gendergerechte und demokratisch kontrollierte Forschung.
  • Demokratische Kontrolle der Polizei, zur besseren Aufklärung von Straftaten sexualisierter Gewalt.
  • Mehr und bessere Angebote von gut organisierten und ausgestatteten Frauenhäusern, Beratungsstellen und Notrufen!
  • Schluss mit Diskriminierung, Ausbeutung und Armut. Kapitalismus überwinden – für sozialistische Demokratie weltweit!