Redebeitrag zum Bürgerantrag, den Bebauungsplan Pinneichen zu stoppen

Evelin Menne (DIE LINKE. im Rat der Stadt Detmold)

Wir haben hier einen Bürgerantrag der Arbeitsgruppe „Lebenswertes Detmold“ vorliegen, in dem beantragt wird, das Bebauungsplanverfahren Pinneichen abzulehnen und zu stoppen. Da ich in diesem Ausschuss nicht stimmberechtigt bin, möchte ich zu Protokoll geben, dass ich im Falle, dass ich stimmberechtigt wäre, dem Bürgerantrag zustimmen würde und ich möchte diese Zustimmung auch begründen.

Ich wohne selbst in der Nachbarschaft des Pinneichengeländes und bin auch Teil der Arbeitsgruppe „Lebenswertes Detmold“, die diesen Bürgerantrag verfasst hat. Gemeinsam mit vielen Nachbar*innen aus dem Stadtteil vertreten wir die Auffassung, dass im Detmolder Norden und Westen insgesamt zu wenig Frei- und Grünflächen vorhanden sind. Es gibt dort außerdem viel zu wenige Treffpunkte für gemeinsame Aktivitäten, sowohl drinnen als auch draußen. All dies spricht gegen eine Bebauung des Sportplatzes, der einst für Gemeinschaftszwecke gedacht war.

Früher war das Ensemble aus Pinneichenpark, Sportgelände und die Gaststätte Eichenhof ein beliebter Treffpunkt für Menschen aus der Nachbarschaft, und das heißt, es war ein Treffpunkt eben nicht nur für Jerxen-Orbke, wozu das Gelände rein verwaltungstechnisch gehört, sondern eben auch für die Menschen aus dem Bereich, der sich westlich der Lemgoer Straße sowie nördlich und südlich entlang der Lageschen Straße erstreckt, und der zum Detmolder Norden gehört. Ein Stadtteiltreff im Britenviertel kann kein Ersatz sein für die fehlende Infrastruktur in genau diesem Kiez.

Mit der fehlenden Gastronomie und den fehlenden Sportmöglichkeiten ist auf dem Pinneichengelände eine Lücke entstanden, die in beiden Ortsteilen, Jerxen-Orbke und dem Detmolder Nordwesten spürbar ist. Diese Lücke wird mit den bestehenden Plänen nicht geschlossen. Es gibt keinen zentralen Treffpunkt mehr für die Menschen, die unmittelbar dort wohnen. Zum anderen bleibt festzuhalten, dass in diesem Gebiet keine anderen zusammenhängenden, für die Gemeinschaft nutzbaren Grünflächen vorhanden sind, außer eben dem Pinneichenpark.

Durch eine Wohnbebauung auf dem ehemaligen Sportplatzgelände und dem Eichenhofgelände würde also die gemeinsam nutzbare Fläche für die Öffentlichkeit noch weiter verkleinert, die Bebauungsdichte würde weiter vergrößert. Genau das passiert sowieso schon seit Jahren in diesem Bereich, da auch andere Flächen, die vorher der Öffentlichkeit dienten, wie z. B. das Gelände der ehemaligen Südholzschule ebenfalls einer dichten Wohnbebauung weichen mussten.

Zugleich soll aber in dieser heutigen Ausschusssitzung später noch über ein Freiflächenentwicklungs­konzept für die Stadt Detmold entschieden werden. Diesen Beschluss sollten wir aus meiner Sicht unbedingt unterstützen.

Es erscheint mir aber geradezu irrational, gerade jetzt festzuzurren, dass auf dem Pinneichengelände die Aufstellung eines Bebauungsplanes weiter verfolgt wird, während ein Freiflächenentwicklungs­konzept erst noch erstellt werden soll. Die Verwaltung selbst hat in dem Antrag ausgeführt, dass es in Detmold nur 5 % sonstige Frei- und Erholungsflächen gibt, die kleinteilig über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind und eine hohe Bedeutung für die Bevölkerung haben. Durch das Freiflächenentwicklungskonzept soll (Zitat) „eine neue städtebauliche Gesamtstrategie zur Vernetzung der Grünstrukturen beziehungsweise zu wohnungsnahen Frei- und Erholungsflächen sowie zum Erhalt der Biodiversität und zum Schutz der historisch gewachsenen Kulturlandschaft erarbeitet werden.“ Und dabei seien sowohl die Anpassung an die Folgen des Klimawandels als auch ein verändertes Mobilitätsverhalten zu berücksichtigen. Eine weitere zentrale Aufgabe des künftigen Konzeptes ist demnach (Zitat) „die Bereitstellung neuer Freiräume, insbesondere in der dicht bebauten Innenstadt und in den Siedlungsbereichen sowie der Erhalt und die Weiterentwicklung bestehender Grünflächen“.

Die geschilderten Absichten sind sehr löblich, vertragen sich aber überhaupt nicht damit, dass der Sportplatz am Pinneichengelände jetzt schon verplant werden soll. Wenn die Bebauungsabsichten weiter fortgeführt werden, kann das nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine vorhandene öffentlich nutzbare Freifläche würde damit nicht mehr für die Gemeinschaft zur Verfügung stehen, und würde in private Hände übergeben. Es ist schon schlimm genug, dass bereits das Gelände rund um die ehemalige Eichenhof-Gaststätte verkauft werden konnte, ohne dass die Stadt ein mögliches Vorkaufsrecht in Anspruch genommen hat. Sie hat sich damit die Chance entgehen lassen, ein schlüssiges und nachhaltiges Konzept für die gesamte Fläche aufzustellen.

Die geplanten Baumaßnahmen dort werden eine weitere Verdichtung der Bebauung zur Folge haben. Um dafür Raum zu schaffen, sind vor Monaten schon riesige alte Bäume gefällt worden und seitdem liegt die Baustelle brach. Die Attraktivität der verbleibenden Freiflächen ist dadurch schon jetzt deutlich geschmälert. Die hohe Bebauung, die entlang der Lageschen Straße umgesetzt werden soll, ist zudem in kommenden Hitzesommern ein Hindernis für die Zufuhr von kälteren Luftmassen, wie aus dem Geodatenportal des Kreises ersichtlich ist.

Zugleich möchte ich die Verwaltung in diesem Zusammenhang darum bitten, uns noch kurz über den aktuellen Stand der Dinge, was die Bebauung des Eichenhofes angeht, zu berichten.

Wenn Sie alle, wie zu erwarten ist, den vorliegenden Bürgerantrag ablehnen, stelle ich schon jetzt einen weiteren Antrag: Ich beantrage, dass der Stadtentwicklungsausschuss beschließt, die Aufstellung des Bebauungsplanes Pinneichen ergebnisoffen zu verschieben, bis das fertige Freiflächennutzungskonzept vorliegt.