"Jetzt seid ihr dran!" - In Erinnerung an Arno Klönne

Evelin Menne, DIE LINKE. Lippe

Im Alter von 84 Jahren starb Arno Klönne am 4. Juni 2015. Er hat die Entstehung der WASG und später der Partei DIE LINKE. stets kritisch, konstruktiv und solidarisch begleitet. Weiterlesen im Nachruf:

Wir trauern um unseren Freund, Weggefährten, Mitstreiter und Förderer Arno Klönne, der am 4. Juni im Alter von 84 Jahren gestorben ist. Als herausragender Soziologe und Politikwissenschaftler, politischer Aktivist, Publizist und intellektueller Bezugspunkt hat er die demokratische Meinungsbildung in der Region und bundesweit entscheidend beeinflusst. Innerhalb der SPD, deren langjähriges und streitbares Mitglied er war, war sein Engagement immer auf die Ausweitung demokratischer Denk- und Handlungsräume hin orientiert, auf Emanzipation im umfassenden Sinn. Den Begriff „linke Umtriebe“ mochte er und den Slogan „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“ füllte er mit konkretem Inhalt. Schwerpunkte seines Wirkens bleiben zeitlebens der Einsatz für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg und Faschismus.
Späterer Biografik muss es vorbehalten bleiben, die zahllosen Initiativen und politischen Projekte des „linken Marathonläufers“ (Elmar Altvater) auch nur im Ansatz zu erfassen. Als Paderborner Hochschullehrer von 1978 - 1996 brachte er erstmals gesellschafts- und gewerkschaftspolitische Themen an die Uni. Wann immer sich ein neues Studentenbündnis formierte, der ASTA zum Protest aufrief, Wahlen zum Studentenparlament anstanden, mischte er mindestens als Mentor, wenn nicht als Initiator mit. „Lasst uns den Arno Klönne fragen“ war eine stets wiederkehrende Wendung. Und er nahm sich immer Zeit. Ökologische Themen führte er frühzeitig als Lehrinhalte ein. Forschung und Lehre im Elfenbeinturm zu betreiben war ihm gänzlich fremd. Nach seiner Emeritierung übte er scharfe Kritik an der „neoliberalen Abwicklung“ der Universitäten im Zuge des „Bologna-Prozesses“. Bildung, so mahnte er fortgesetzt, verkomme an der „Unternehmenshochschule“ zur Ware, inneruniversitäre Demokratie bliebe auf der Strecke.

In einem Nachruf auf seinen berühmten sozialistischen Lehrer Wolfgang Abendroth schrieb er: „Überlieferung ist auf Menschen angewiesen, auf die Anziehungsfähigkeit erkennbarer politischer Praxis, auf Diskussionsbereitschaft, in der persönliches Engagement steckt.“ Damit hat Arno Klönne sich selbst beschrieben. Wie kaum jemand sonst vermochte er es, durch sein unaufgeregtes und empathisches Wesen, die vielfältigen linken Strömungen zusammenzuführen. „Rot ist bunt“ lautete ein Spruch, den er einmal für das von ihm mitgegründete und maßgeblich geprägte Linke Forum Paderborn, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod war, erfand. Im Jahre 2004 war er Gründungsmitglied der WählerInnengemeinschaft „Demokratische Initiative Paderborn“, protestierend gegen die neoliberale Wende der etablierten Parteien. Kurz darauf trat er aus der SPD aus. Dem Arbeitskreis „Blumen für Stukenbrock“, der an die dortigen Verbrechen der Wehrmacht erinnert, stand er als Förderer und Unterstützer zur Seite. Fest verwurzelt war er zeitlebens in der Friedensbewegung der Ostermarschierer. Den „Aktionskreis Freie Senne“ hat er ebenso aktiv unterstützt wie das selbstorganisierte Paderborner Arbeitslosenzentrum. Er war Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Seine Publikationen aus über 60 Jahren Schaffenszeit füllen eine Bibliothek. Das thematische Spektrum reicht von der Jugendsoziologie, über die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, Studien zum Rechtsextremismus bis hin zur Geopolitik. Seine Bemerkungen, Glossen, Interventionen, tagespolitischen Kommentare auch nur zu sichten wäre eine Sisyphusarbeit. Sie gehören zum bleibenden kulturellen Archiv der Bundesrepublik.

Arno Klönnes Tod reißt eine tiefe Lücke. Für diejenigen, deren Freund er war, die ihn kannten, bewunderten oder schätzten, bleibt sein Lebenswerk Ermunterung und Anspruch. „Jetzt seid ihr dran“, sagte er gern nach getaner Arbeit.


Danke für alles, Arno.


Wir danken dem Linken Forum Paderborn für die Erlaubnis, diesen offiziellen Nachruf abzudrucken, siehe auch unter www.linkesforum-paderborn.de

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