„Herr Caesar, wie wollen Sie aus dieser Nummer wieder herauskommen?“

Berndt Wobig, DIE LINKE, Kreistagsmitglied

Caesar hatte von den hochbetagten Geschwistern Richter und Kortemeier für sagenhafte 100 Euro ein Stück Wald erworben. Das ließe sich nun zu einem Wert von 30.000 Euro weiterveräußern, sofern gewünscht. Denn die Fläche hängt zusammen mit kleineren Flächen, die Caesar bereits zuvor vom Landesverband erworben hatte. Die Landesverbandsversammlung hatte dem stückweisen Verkauf dieser rund 30 ha zu einem Listenpreis – ganz entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten – an Caesar stets zugestimmt. Pikant: Der CDU-Kreisvorsitzende war früher als Förster bei eben diesem Landesverband angestellt.

„Immer wieder findet die Öffentlichkeit Beispiele für den Verfall der Sitten und des Anstandes und für die sprichwörtliche Gier der Mächtigen. Haben wir es hier mit einem weiteren Beispiel dieses Verfalls zu tun?“ fragt Berndt Wobig. Der Direktkandidat der Partei DIE LINKE im Wahlkreis Lippe I geht davon aus, dass die Wählerinnen und Wähler im September darüber entscheiden werden, ob Herr Cäsar sich als Mensch, als Experte und als Bundestagsabgeordneter integer verhalten hat: „Auch die Mitglieder der Verbandsversammlung sind aufgefordert, ihre Verkaufsentscheidungen vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen.“

Darum fordert DIE LINKE Aufklärung des gesamten Vorganges, auch im Hinblick auf die Verkaufspraxis des Landesverbandes, und wirft folgende Fragen auf:

  • Hat Herr Caesar die Geschwister über den wahren Grundstückswert des Waldstückes aufgeklärt?
  • Hat Herr Caesar den Geschwistern sein Fachwissen als Diplom Forstingenieur bezüglich der finanziellen Verwertbarkeit der Naturschutzflächen zur Verfügung gestellt? Offensichtlich besteht ja auch in Naturschutzgebieten die Möglichkeit zur finanziellen Verwertbarkeit durch Brennholzgewinnung, Jagdverpachtung  und Förderung.
  • Entspricht ein „Geschäft“, bei dem Leistung und Gegenleistung im Verhältnis von 30000 / 100 Euro stehen noch dem, was juristisch als „Gute Sitte“ bezeichnet wird?
  • Ist dem Kreis das Waldstück auch zu einem Preis von 100 Euro angeboten worden?
  • Inwiefern hat es eine Zweckentfremdung des Naturschutzgebietes gegeben, indem dort Brennholz geerntet und vom ursprünglichen Misch- auf Buchenwald umgestellt wurde? (Hierfür hatte Caesar sogar noch Fördermittel beantragt, die aber nicht genehmigt wurden.)
  • Wie kann es sein, dass der Landesverband einem Bürger Waldfläche verkauft, was bei vielen anderen abgelehnt wird?
  • Hat der Landesverband sich bei den fraglichen Verkäufen in irgendeiner Weise von seiner sonstigen Verkaufspraxis entfernt? Dabei sollte neben der Preisfindung geklärt werden, ob und wie viele vergleichbare Waldstücke anderweitig überhaupt verkauft wurden.

Wobig macht dem CDU-Politiker einen Vorschlag zur Bereinigung: „Herr Caesar, übertragen Sie den Wald umgehend an den Kreis Lippe. Falls Sie am Hungertuch nagen, sollte der Kreis nicht kleinlich sein, und Ihnen die 100 Euro zurückerstatten. Den Rentnern würde ich an Ihrer Stelle die Hälfte aller Erlöse aus dem Brennholzeinschlag und der Jagdpacht anbieten. Ich werde Sie auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit auf einer Wahlkampfveranstaltung darauf ansprechen, verlassen Sie sich darauf.“ Dass Caesar den Rentnern den „Klotz am Bein“ für die unglaubliche Summe von 100 Euro abgenommen hat, ist laut Wobig gar nicht hinnehmbar: „Solche Vorgänge müssen beim Namen genannt werden. Caesar ist Insider und hatte Informationen, die die beiden Rentner offensichtlich nicht hatten. ER wusste um den Wert einer solchen Immobilie und hat darüber hinaus sogar noch versucht, mit einem solchen Gebiet öffentliche Gelder anzuzapfen. Das ist ihm nicht gelungen, aber der Wert des Waldes ist trotzdem um 300-mal größer als das, was er den Rentnern „bezahlt“ hatte. Die Wähler werden auch darüber entscheiden.“